top of page

es war einmal...

ein Hof im schönen Deggenhausertal, auch Tal der Liebe genannt.
Wie viele oberschwäbischen Höfe war auch dieser Hof eher klein, und das war gut so.
Denn diese unzähligen, kleinen Höfe haben das Bild der oberschwäbischen Landschaft geprägt.
Die schmalen Äcker und Wiesen überziehen das hügelige Land am Berge Höchsten wie ein bunter Flickenteppich.

 

Charakteristisch sind die alten Hochstammobstgärten,
hier wachsen Äpfel und Birnen mit Namen wie Sämling von Eich,
Roter von Beuron und  Kardinal von Bea.
Sorten, die in keinem Supermarkt der Welt angeboten werden!
In Oberschwaben liegen sie einem im goldenen Herbst zu Füssen.


Aus dem Obst der Streuobstwiesen wurde Most gebraut und Obstwasser gebrannt.
Eine typische Winterarbeit für den Bauern, ebenso wie im verschneiten Wald Holz zu schlagen.
Urlaub war den meisten Bauern fremd. So auch dem Bauern Josef, der bis in die 90er Jahre den kleinen Hof mit seiner Frau Marianne bewirtschaftete.
Eines Winters kam Josef nicht mehr aus dem Wald zurück,
denn ein Unglück hatte sich ereignet, das ihn fast das Leben gekostet hätte.
Solche Unfälle passieren, auch heute noch…

 

Aber Josef war ein zäher Bauer, einer der nie geklagt hat über die schwere Arbeit
und auch nicht über die schmerzreiche Genesungszeit, die dem Unfall folgte.
Nach vielen, langen Monaten sah man ihn wieder mit seinem blauen Eicher Traktor über die Felder fahren.
Das Auf- und Absteigen war beschwerlich, denn er hatte ein Bein verloren und das verbliebene war nicht mehr so zu gebrauchen, wie man sich das wünschen würde.
Er behalf sich Krücken, die Marianne immer sehr putzen musste,  ging´s am Sonntag los zum Ausflug.
Denn er spießte damit recht unappetitliche Dinge auf, bei seinem Weg durch Hof und Feld.
Doch war er allen eine Stütze: Er hackte Holz, knackte der Nachbarin die Walnüsse,
entstielte Johannisbeeren, half vor dem Georgiritt für die Reitermannschaft die Kartoffeln für den Kartoffelsalat zu rädeln, mähte mit der Sense die Brennesseln für seinen Tee,
von dem er überzeugt war und von dem er reichlich trank.
Er liebte die Schokolade mit der Kuh auf der Verpackung.
Wenn man so will, sein kleiner privater Luxus, den er sich gönnte, saß er abends am Tisch um die Zeitung zu lesen, im Sommer immer mit einer Fliegenklatsche,
denn wo  Kühe leben, da gibt es auch Fliegen, manchmal sehr viele.

 

Stillsitzen konnte er kaum, immer war er in Bewegung.
Vor allem im Herbst, wenn die ersten Äpfel und Birnen im Obstgarten reif wurden.
Keine Frucht sollte verkommen, wurde doch alles gebraucht um in der kleinen Brennerei Schnaps zu brennen, das war eine von Josefs Lieblingsbeschäftigungen.
Nichts fesselte ihn mehr, als einen möglichst hohen Öxlegehalt zu erzielen,
besser als der der Nachbarn, einfach den höchsten!
Dazu musste man geschickt sein und Ehrgeiz haben, und was das Schnapsbrennen betrifft,
hatte Josef diese Eigenschaften.

 

Leider ist ihm diese Leidenschaft auch zum Verhängnis geworden.

Es war ein schöner, sonniger Oktobermorgen im Jahre 1998.
Wieder war Josef mit seinem Traktor unterwegs, wie jeden Herbst, im Dienste der Schnapsbrennerei.
Es galt mit dem langen Metallhaken die hohen Obstbäume zu schütteln.
Hierzu braucht man einen sicheren Stand und sehr viel Kraft.
Josef hatte sich diesen sicheren Stand verschafft, auf dem Traktor stehend,
um an Höhe zu gewinnen und fest angelehnt an das Umsturzgeländer des Gefährtes,
gelang ihm diese Arbeit gewöhnlich recht gut.
Das Laub der Bäume war noch taunass, denn es war noch recht früh am Morgen.
Man kann sich vorstellen, was für ein schöner Morgen  es war und in welcher Stimmung sich Josef an seine Lieblingsarbeit machte.
Mit viel Elan und Vorfreude auf die vielen, reifen Äpfel, die bald am Boden liegen würden.

Josef aber  hatte eines nicht bedacht, die Hochspannungsleitung, die nah dem Baum verlief  und die Leitfähigkeit der vielen kleinen Wassertröpfchen,
die durch sein Schütteln mit der Stange entstanden sind.
Das war Josefs letzter Tag auf dieser Welt.

 

Es gibt viele Geschichten über ihn, schöne und auch weniger schöne.
Wie über alle Menschen.
Denn das Leben auf dem Land war nicht immer gut und heil,
genaugenommen war es das kaum, wo ist es das schon?
Auch wenn die Bilder auf dieser Seite paradisisch anmuten mögen, es gab viel Tränen und Ungerechtigkeit.

 

Warum ich Ihnen diese Geschichte erzähle?
Zum Gedenken an Josef, der mein Vater war.
Und um Ihnen  in Erinnerung zu rufen wer und was uns nährt.

 

Wenn Sie bis hierher gelesen haben, werden Sie vielleicht vieles schon wissen
und vielleicht auch kennen.
Wenn Ihnen die Dinge fremd sind, die hier geschrieben stehen,
wissen Sie jetzt, warum mir Manches am Herzen liegt.
Wie dieser Hof, der längst nicht mehr der Hof ist, der er mal war.
Genaugenommen war er nie schön, das muss hier auch einmal gesagt werden.
Die Lieblingsmaschine meines Vaters war der Betonmischer.
Wo immer etwas zu reparieren war wurde reichlich betoniert.
Um ganz sicher zu gehen, dass es auch stabil genug war, wurde sämtlich, verfügbares Alteisen als Armierung zugegeben.

In dieser Hinsicht war Josef kein Schöngeist, in anderer Hinsicht schon.
Vieles sieht man erst später, wenn mit Abstand an Vergangenes zurückgedacht wird.

 

Es hat uns viel Kraft und Zeit gekostet den Hof in etwas zu verwandeln,
was wir als schön empfinden. Vor allem mein Mann hat alle seine Fähigkeiten und unerhört viel Kraft in dieses Anwesen gesteckt.
Und es gibt immer noch einige Ecken, die nicht so sind, wie wir uns das vorstellen.

Aber seit kurzem sind wir einen Schritt weiter.
Immer schon wollte Gästewohnungen im  Grünen anbieten, in denen alles so ist,
wie ich es selber gerne hätte.
Für Sie ein Ort, wo ich Sie an all dem teilhaben lassen möchte, was ich an ihm so schätze.
Hier wuchs ich auf. Hier ist meine Heimat.


Ein einfacher und guter Ort um Urlaub zu machen, bewusst ohne Fernsehen, mit großem Garten und Wald in der Nähe. Ein Ort an dem sich die Kinder frei bewegen können,
wo man am Lagerfeuer sitzt und man nachts die Sterne sieht,
wo es im Sommer nach Heu riecht und im Herbst süßlich nach Obst,
wo im Winter Schnee liegt (manchmal sehr viel manchmal eher weniger).
Immerhin wird das Deggenhausertal auch "das Sibirien Süddeutschlands" genannt...

 

Einem Ort, an dem man spürt warum er so ist wie er ist,
an dem man Dinge findet die eine Geschichte erzählen und begreift wie alles miteinander zusammenhängt, hier auf dem Land.

Vielleicht sogar mit Ihnen?

 

Lieber Gast,
wir freuen uns auf Sie.
Sehr!

Ihre Karin Ilg mit Familie

​

​

Mehr zur Schöngeister-Architektur finden Sie bei Sägezahn Architektur in Holz GmbH unter folgendem Link

bottom of page