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Die Alpen á la Caspar David Friedrich!


Zum Greifen nahe waren sie heute: Die Alpen, mit Zuckerguss!

Hier ein kleiner, visueller Vorgeschmack für die kommenden Tage! Windig war´s am Gehrenberg heute, man mag sich nicht vorstellen, ohne eine warme Jacke hier zu stehen, eingehüllt in atmungsaktive, winddichte und vor allem wärmende Outdoorbekleidung. Die Erzählung meiner Mutter über die Freuden und Leiden des Winters kommen mir in den Sinn. Vor allem die Beschreibung ihres Schulweges durch den tiefen Schnee von Azenweiler nach Limpach in die kleine Dorfschule. Hier wurden die erste und die zweite Klasse gemeinsam unterrichtet. Das Klassenzimmer war hoch und hatte weißlackierte, verschnörkelte Metallsäulen, die Kinder saßen an schrägen Pulten aus dunklem, glänzenden Holz und durch die hohen Fenster konnte man an Tagen, ebenso wie heute, die Alpenkette bewundern. An solchen Wintermorgen war die Luft feucht und warm im Klassenzimmer, denn die Kinder nutzten den Weg zur Schule für die erste Schneeballschlacht des Tages. Wer kennt noch das Gefühl von eisig gefrorenen, dicken Wollhandschuhen, aus denen dann, liegen sie erst einmal im Warmen, eine unglaubliche Mengen von Wasser tropfen. Dem Fräulein Bär war es gar nicht recht, die Kinder so durchnässt und abenteuerlustig in Empfang zu nehmen, deswegen mussten meine Mutter und ihre Klassenkameraden sich jeden Morgen sehr schelten lassen. Doch kaum war es Zeit für die große Pause ging´s im Schulhof weiter, allerdings mit strenger Geschlechtertrennung: Die Mädchen im Schulhof zwischen Schulhaus und Kirche, die Jungs auf dem angrenzenden Hof seitlich. Und vermochte Fräulein Bär auch nicht zu verhindern dass Schneebälle flogen, so wachte sie doch wie ein Luchs über diese Vorgabe. Sehr hilfreich dabei, war die Lehrerwohnung im zweiten Geschoß des Schulhausesm mit strategisch gut gelegenen Fenstern, hinter denen Sie während der Pausen stand und über das Geschehen wachte. Fräulein Bär war und blieb übrigens immer ein „Fräulein“, bis ins hohe Alter. Als ich zwanzig Jahre später in denselben Bänken saß und Fräulein Bär vor mir stand, hätte keiner auch nur einen Moment daran gedacht, Sie in anderer Weise anzusprechen. Manch einer machte sich lustig über Sie und diese Eigenart, weiß man aber, dass diese Frau zur Zeit des Dritten Reiches inhaftiert wurde, weil Sie den Mut besaß sich zu widersetzen, kann man ermessen, welche Bedeutung diese Eigenart vielleicht für sie gemocht haben mag.

Die Regeln für die Schüler in der Limpacher Dorfschule haben sich über die Jahrzehnte nicht verändert. Auch wir durften die Pausen nur getrennt in Jungen und Mädchen verbringen. Ich glaube wir waren einer der letzten Schulen in ganz Oberschwaben, in denen die Kinder das Schreiben und das kleine Einmaleins noch auf Schiefertafeln lernten! Immerhin schrieb man schon das Jahr 1974!

Ich mochte diese Zeit und mag sie heute noch, wenn die Gedanken dahin zurückwandern. Wenn sich auch alles nur in diesem kleinen Flecken auf dem Land im Oberschwäbischen abspielte, das Leben schien uns trotzdem wie ein großes, buntes Abenteuer. Und dass die Welt so viel weiter und unendlicher war, ließ ein Blick auf die majestätischen, neuverschneiten Alpen durch die hohen Fenster der Schule im kleinen Dorf Limpach ahnen.

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