Keine Hochzeit und ein Todesfall!
Und wieder gibt es eine Leiche zu entsorgen! Zugegebenermaßen der Satz mutet etwas pietätslos an, orientiert sich aber zweifelsfrei an den Tatsachen.
In memorian Hubert
Unser Hahn Hubert ist nicht mehr! Hubert unser Hahn und Schreck aller Langschläfer! Hubert, der seine Damen in immer größer werdenden Kreisen, herrschaftlich durch Feld und Wiesen führte!
Hubert, so stellte sich jetzt heraus, leider auch 100 % zeugungsunfähig. Denn, so hoffte man bis zuletzt, Hubert hätte, quasi in den letzten Zügen befindlich, noch ein paar Nachkommen gezeugt. Denn unsere Tochter Franka hatte beschlossen, zweien eifrig gluckenden Hennen, je ein Dutzend Eier unterzulegen. Mit dem heutigen Tag ist nun auch das letzte Ei, unappetitlich riechend, entsorgt worden. Fehlanzeige mit der Nachkommenschaft! Weder ein Hubert noch eine Huberta junior, die dessen Erbe antreten.
Verehrte Leser, Huberts Leben war kurz aber ereignisvoll, voller Freiheiten und irdischer Lustbarkeiten.
Das Ende kam plötzlich
Um das arme Tier nicht leiden zu lassen ist er wohl eher gestorben worden, als gestorben.
Die Einzelheiten erspare ich Ihnen an dieser Stelle. Aber manche Sachen sind schwer mit anzusehen. Und damit meine ich, in diesem Falle, Huberts Erscheinungsbild der letzten Tage, einem Quasimodo nicht unähnlich.
Befrieden tut Not
Kaum ist der Chef verblichen zanken sich die Hinterbliebenen um jedes Körnchen und jeden noch so erbarmungswürdigen Wurm, der sich, in suizidverdächtiger Manier, zum Fraß anbietet. Es wurde gehackt und gegackert was das Zeug hielt, kaum waren die Damen des morgens Ihr Leiterchen heruntergestiegen. Spätestens da wird klar, was mit dem Begriff Hackordnung gemeint sein könnte.
Ansonsten verließ die Damen aber die Courage. Fortan war kein Huhn mehr außerhalb des Hühnergeheges gesichtet, wie früher zu Huberts Zeiten.
Offenbar traute man sich nicht mehr so recht ohne den Anführer.
Da musste Abhilfe geschaffen werden: Ein neuer Hahn muss her!
Ich Tarzan! Du Henne!
Wie gut, dass sich mein Mann aufgrund sozialer und auch geschäftlicher Verquickungen dazu hinreisen lies einem der renommiertesten Kleintierzuchtverbänden der Gegend beizutreten.
Nicht zuletzt, weil der Vereinsvorstand, ein bauschaffender Berufskollege, ein absolut liebenswerter Zeitgenosse ist. Eben dieser verhalf uns kurzfristig und ohne großes Aufhebens zu einem neuen Exemplar.
Tarzan, der Herr des Hühnerstalls!
Dumm nur, dass sich mein Mann als Seidenhuhnzüchter eingetragen hat. Zweifelsohne sind weder Tarzan noch die Hühner unserer Stammmannschaft seidenhuhnbehafet.
Sollte in Bälde die Seidenhuhntruppe eintreffen käme man in Schwierigkeiten:
Denn zu dieser gehört dann auch ein lupenreiner Seidenhuhnhahn.
Undenkbar, zwei Hähne im selben Stall! Mord und Totschlag wären vorprogrammiert.
Allerdings haben wir schon, wie ich finde, einen höchst kreativen Lösungsansatz:
Wir züchten einfach eine neue Rasse.
Einen Namen für die neue Züchtung haben wir zumindest schon, wir nennen sie einfach „Tarzanetten“!