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Am Bodensee im Januar.

Ein Reisebericht des geschätzten Gastes Stefanie Wenzel. Herzlichen Dank dafür!

Am Bodensee im Januar

Spontan, sehr spontan, ist der Ausflug ins Deggenhausertal am Bodensee.

Die Bilder der Ferienunterkunft – zufällig im Netz gefunden – geben den Ausschlag, ein unkomplizierter Kontakt mit der sehr aufmerksamen Gastgeberin und zwei Tage später schon fahren wir im Dunkeln vor die angegebene Adresse, eine ruhige feucht-trübe Januarwoche erwartend. Ruhig und erholsam wurde es in der besonderen Unterkunft, überraschend hell und abwechslungsreich drumherum...

Panoramen

Im Dunkeln angekommen, am ersten Morgen über von der Schneeschmelze durchtränkte Wiesen den Berg hinan laufend. Am Waldrand angelangt – ein riesiger Raubvogel erhebt sich und zieht seine Kreise – tut sich ein großartiges Panorama auf: Im Hintergrund die schneebedeckte Alpenkette, davor, noch vom Nebel überzogen und mehr zu erahnen als zu erkennen, der See, Teile davon im Kontrast zu weißen überlagernden Dunstschichten blau leuchtend. Immer wieder an unterschiedlichen Stellen inmitten der Landschaft eröffnen sich – teilweise ganz unmittelbar – faszinierende Ausblicke auf Alpen, die sanft geschwungene Hügellandschaft und den See mit oder ohne Wolkengebilden und Nebelschichten in mannigfachen Farbnuancen und Stimmungen, zum Beispiel auf einer Wanderung und einer Joggingrunde zum „Höchsten“, dem Hausberg.

Licht

Eine neblig-trübe Stimmung erwartend überrascht Sonnenlicht, mal zaghaft durch zarte Wolkengebilde, mal kräftig mit strahlend blauem Himmel als Hintergrund. Die Sonne wärmt, wir verbringen Stunden auf verschiedenen Bänken in den Gärten des Andreashofs, nachdem wir zuvor im Café köstliche Quiche und Kuchen an einem Sonnenfensterplatz mit Blick auf die schöne Landschaft genossen haben. Dass Lichtwurzel und Kräuter an diesem Ort so gut gedeihen, wundert nicht. Das erste Mal im Jahr vor der Unterkunft in der Sonne sitzend, vom Buch aufschauend, den Mücken beim Tanz im Licht zusehen.

See

Eine weite Fläche, ruhig ausgebreitet, leicht bewegt das Abendlicht reflektierend. Am Seeufer entlang flanierend überträgt sich die Ruhe. Sanft plätschern kleine Wellen an den Strand, an Uferränder, über Kieselsteine... Unterschiedliche Perspektiven lassen ihn immer wieder anders erscheinen: Hinter einer Weide, deren tief herabhängenden Äste sanft im Abendwind schaukeln, wirkt er romantisch, vom Schloss Meersburg aus liegt er der Stadtsilhouette majestätisch zu Füßen, bei der Überfahrt mit dem Schiff von Friedrichshafen nach Romanshorn erscheint die weite, vom Sonnenlicht erhellte Fläche an manchen Stellen schon beinahe wie ein Meer. Ein Farbenspiel: Blautöne in allen Schattierungen, Grau, Grün, Violett, Rosa, Gelb – jede kann jederzeit eine Rolle spielen im bunten Reigen

Schlösser

Unvermutet begegnen wir Schloss Salem, flanieren durch die Gartenanlage, an den verschiedenen Verwaltungsgebäuden und der Kirche entlang. Alles liegt ruhig vor uns, hell erleuchtet von der gerade hervorgekommenen Sonne, Geschichtsträchtiges ist zu spüren, den würdigen Rahmen bilden die hohen, einzeln stehenden Bäume. Genauso still liegt das rosafarben verputzte Schloss in Meersburg vor uns. Der Platz davor wunderbar lauschig, mit altem Pflaster versehen, umgeben von alten Gebäude. Am Rand eine Wirtschaft, Plätze vor dem Haus mit Blick auf den See, leider noch im Winterschlaf. Erst vom Seeufer aus nach oben blickend wird das Ausmaß des Schlosses ersichtlich, in seiner ganzen Breite dem See zugewendet von der Anhöhe auf diesen hinabblickend.

Baumgruppen

Das Charakteristischste für die Landschaft im Deggenhausertal und am Bodensee sind zu den erwarteten Obstplantagen die wunderbaren Baumgruppen, die allenthalben zu entdecken sind und die Landschaft in einer sehr malerischen Weise untergliedern. Jeder Baum ein Individuum mit einer ganz eigenen Art, die knorrigen Äste in den Himmel, in die Landschaft zu strecken, sich seiner eigentümlichen Gestalt entsprechend auszubreiten und, in die Umgebung hineingewachsen, diese mitzugestalten, Die Rinde, dunkel, rissig, teilweise mit tiefen Einkerbungen, die Äste in bizarren Gesten. Ohne Laubmantel gegen den klaren Himmel kommen die eigentümlichen Baumgestalten unverstellt zur Geltung.

Menschen

Nette und offene Begegnungen gibt es mit Menschen, viele davon, die in besonderer Weise initiativ sind, neue Wege gehen, daneben aber auch das genaue Gegenteil: kauzige Gestalten, verschlossene Gesichter, misstrauische Blicke. Auf dem „Höchten“, am Ende der Welt, den Wolken ganz nah, soll es eine Fleischerei geben. Die Sackgasse entlang, am letzten Haus steht ein Schild, keine Öffnungszeiten. Einfach klingeln? Einfach klingeln! Die Tür öffnet eine freundliche Frau, herzlich hereinbittend. Durch einen privaten Hausflur in die Wohnküche, in der sich – völlig unerwartet – eine Wursttheke befindet. Und darüber hinweg wird nun auch das wärmstens Empfohlene mit einem Lächeln überreicht: hausgemachte schwäbische Maultaschen. Genauso offen geht es im Lehenhof Laden zu, wo viele biologisch-dynamischen Lebensmittel direkt vom Hofbetrieb zu finden sind, der auch Menschen mit Handicap beschäftigt. Auch anderes gibt es: Während einer Wanderung kreuzt ein alter Mann unseren Weg, einen Stecken über der Schulter stapft er mürrisch vor sich hinsehend an uns vorbei, ohne die Andeutung eines Grußes.

Länder

Reizvoll ist es, eben noch auf deutscher Seite das Schiff bestiegen, eine Fahrt über die besonnte Wasserfläche in dichten Nebel hinein, erreicht man den Hafen in der Schweiz und landet nach kurzer Autofahrt in einer anderen Welt: Etwas höher als der See gelegen und darum nun im Sonnenschein: St. Gallen mit Barockbibliothek und Klosteranlage, als Weltkulturerbe ausgezeichnet. Und in einer typischen Schweizer Gaststube mit holzgetäfelten Wänden und betagtem Mobiliar werden die Rösti knusprig braun in der Eisenpfanne serviert. Wohin soll´s nun gehen, nach Lichtenstein oder Österreich? Man hat die Wahl, innerhalb kürzester Zeit lassen sich vier Länder und damit vier Kulturen erreichen.

Vieles, sehr vieles gibt es noch zu entdecken...

Stefanie Wenzel

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